5 Gründe, sich um den CO₂-Footprint von Gebäuden zu kümmern
Trotz fehlender konkreter Vorgaben: Keine Dekarbonisierungsstrategie zu haben, ist ein Risiko.
Bisher gibt es keine verbindlichen Regeln, die den maximal zulässigen CO2-Ausstoß von Gebäuden im Betrieb festlegen. Es ist immer noch möglich, Immobilien mit einem hohen Energieverbrauch zu betreiben und mit Gas und Öl zu heizen. Dennoch nehmen die Warnungen vor den Risiken für Investoren und Eigentümer zu, die mit nicht-nachhaltigen Objekten verbunden sind.
Dr. Jan Linsin, Head of Research Germany bei CBRE, spricht vom einem „Flight to Quality": "Gebäude, die nicht den aktuellen ESG-Standards entsprechen, werden in Zukunft weiter an Wert verlieren und können als Stranded-Assets enden."
Und Michael Eisenmann, Geschäftsführer Real Blue Kapitalverwaltung, sagt: "Je länger keine Transformationsstrategie unter Einbezug der CO₂-Bilanz und insbesondere der wirtschaftlichen Perspektive für das Portfolio entwickelt und umgesetzt wird, desto größer werden die negativen Einflüsse auf den operativen Cashflow."
Trotz fehlender konkreter Verpflichtungen zur Energie- und CO2-Einsparung reagiert der Markt also schon. Warum eigentlich?
Stéphane Villemain, Head of Sustainable Investment bei Ivanhoé Cambridge, schlägt vor, Regularien zu antizipieren, um dem Markt einen Schritt voraus zu sein. Und vielleicht passiert schon genau das.
Es gibt gute Gründe dafür:
1. Langfrist-Ziel steht fest: Klimaneutral bis 2050
Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein, Europa bis spätestens 2050. Das gilt auch für Immobilien.
Egal, was in den kommenden Jahren regulatorisch passiert oder vorerst auch nicht passiert: In 22 bzw. 27 Jahren dürfen Immobilien keine Emissionen mehr verursachen. Für noch nicht alle, aber inzwischen viele Immobilieneigentümer und -verwalter bedeutet das: Sie fangen jetzt mit der Dekarbonisierung an, um für die energetische Transformation ausreichend Zeit zu haben.
2. CO₂-Preise werden steigen
Die Preise für CO2 sind bisher nicht sehr hoch. Doch das wird sich ändern. Der finanzielle Druck, weniger Treibhausgase zu emittieren, wird zunehmen.
Der Politikberater für Immobilienunternehmen Dr. Paul Kowitz erwartet hier "dramatische Preissprünge".
Und Hermann Horster, Head of Sustainability bei BNP Paribas Real Estate, sagt in diesem Panel: Wir werden in CO2-Preise hinein laufen in den nächsten zehn Jahren – von deren Höhe haben die meisten jetzt noch keine Vorstellung.
3. Energieeffizienz stärkt ESG-Performance
Sinken Energieverbrauch und Emissionen, steigt das ESG-Scoring von Gebäuden.
Drei von vier Investoren und Eigentümer sagen in der CBRE-Studie "Strengthening Value Through ESG": Die Senkung des Energieverbrauchs und der Emissionen sind der wichtigste ESG-Aspekt, der sich am ehesten auf den Immobilienwert auswirkt.
84 Prozent der für die Studie Befragten geben an, dass die Reduzierung des Energieverbrauchs einen Einfluss auf Investitionsentscheidungen haben.
4. Strenge Reporting-Pflichten
Für die Umsetzung der CSRD-Richtlinie werden aktuell die neuen ESRS-Standards formuliert, die unter anderem die drei Säulen von ESG sowie die Taxonomie-Kriterien berücksichtigen. Darin sind dutzende konkrete Pflichten enthalten, die CO2-Bilanz von Gebäuden sowie Maßnahmen zur Reduktion offenzulegen, zum Beispiel "Achieved GHG emission reductions" – absolut und prozentual angegeben.
5. CO₂-Bilanz wird neue Währung
Das CRREM-Tool arbeitet schon lange mit der Einheit kg CO2e/m2. Das Beratungsunternehmen Caala, das sich auf das Bilanzieren von CO2-Emissionen spezialisiert hat, spricht bei dieser Angabe inzwischen von einer "neuen Währung in der Gebäudewelt".
Auch Sabine Heß, Senior Manager Swiss Life Deutschland, und Tina Froböse, Managing Partner Select Hotel Consulting, sehen die CO2-Bilanzierung auf Investorenseite als "wichtigstes Nachhaltigkeitskriterium im Immobilien-Reporting".
Fazit
Es gibt gute Gründe, Gebäude und Portfolios zu dekarbonisieren. Besser man fängt jetzt an, bevor es zu spät ist.
Konstantin Köhler war viele Jahre Journalist und Corporate Writer für Technikthemen. Der erfahrene Content-Spezialist ist bei Recogizer verantwortlich für Kommunikation & Marketing. Sein Anliegen: Authentische und hilfreiche Informationen liefern und komplexe Themen verständlich machen.
Konstantin Köhler | Head of Communications
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