Zukunftsfähige Immobilien: Transformation braucht Haltung


15.09.2025 von Carsten Kreutze, CEO Recogizer

Immobilienwerte, Finanzierbarkeit und regulatorische Compliance lassen sich nur sichern, wenn die Nachhaltigkeits-Transformation konsequent umgesetzt wird. Der wichtigste Erfolgsfaktor: das richtige Mindset.

Die Immobilienbranche befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderung. Energieeffizienz, Digitalisierung und Dekarbonisierung bestimmen längst Marktwerte, Finanzierbarkeit und regulatorische Compliance. Der Einfluss dieser Kriterien wird zudem weiter steigen.

Bei Transkationen und Immobilien-Bewertungen durch Gutachter gehört der Energieverbrauch von Immobilien zu den bestimmenden Faktoren. Das zeigen mehrere Studien und Umfragen, unter anderem der Trendbarometer der Berlin Hyp und die CBRE-Studie "Strengthening Value Through ESG" von CBRE.

Immer mehr Gebäudenutzer und Mieter fordern Nachhaltigkeitskonzepte und geringe Betriebskosten. Auch so bestimmt der energetische Zustand von Immobilien indirekt den Gebäudewert, weil er Einfluss auf die Vermietbarkeit der Flächen hat.

Banken verlangen heute umfassende Angaben zum Energieverbrauch. Die Sparkasse Berlin macht klar: Ohne Nachhaltigkeitskonzept keine Finanzierung. Ab 2026 verschärft die Europäische Zentralbank die Regeln für klimaschädliche Investments. Energieineffiziente Immobilien gelten als risikoreicher. Wer heute in Nachhaltigkeit investiert, sichert sich also regulatorische und finanzielle Vorteile.

Regulatorische Anforderungen begleiten die Transformation zusätzlich. Das Gebäudeenergiegesetz schreibt digitalisierte Energieprozesse und Energiemanagement vor. Künftig werden EU-Richtlinien national umgesetzt: Intelligenzfähigkeit der Gebäude, Luftqualität, Effizienz – alles wird messbar. Wer jetzt handelt, spart spätere Nachrüstungen und bleibt regulatorisch konform.

Stillstand oder Spitzengruppe?

Für Immobilienunternehmen ist klar: Die Nachhaltigkeitstransformation muss umgesetzt werden – und einige sind schon mitten drin. Andere dagegen zögern noch.

Man könnte annehmen, dass die Transformation an Hürden wie fehlender Expertise, Personal oder organisatorischen Barrieren scheitert. Und ja – da sind wichtige Kriterien.

Viel wichtiger erscheint aktuell aber eine andere, grundsätzlichere Frage zu sein: Will ein Unternehmen wirklich transformieren und damit langfristig Wettbewerbsvorteile steigern und zur Spitzengruppe gehören? Oder lieber im Status Quo verharren, nichts oder nur das umsetzen, wozu es gezwungen wird?

Einige Unternehmen haben sich schon für die Spitzengruppe entschieden, Transformationspläne erarbeitet, Roll-out-Strategien für konkrete Effizienz-, Transparenz- und Dekarbonisierungslösungen entwickelt. Dabei gibt es viele Fragen und Herausforderungen, die gelöst werden müssen – eine solch umfangreiche Transformation ist schließlich auch für die Immobilienbranche neu.

Größte Hürde: Mentalitäts- und Kulturfragen

Mit dem entsprechenden Willen lassen sich aber alle Herausforderungen meistern – zumal es für die meisten konkreten Fragen schon entsprechende Use Cases, Erfahrungen und spezialisierte Dienstleister und Partner gibt.

Der Befund ist aus meiner Sicht eindeutig: Es ist aktuell die Haltung, die heute über den Start und die erfolgreiche Umsetzung der Transformation und somit über die Zukunftsfähigkeit von Immobilien entscheidet. Der Wettkampf hat längst begonnen – einige wollen aber (noch) nicht teilnehmen. Und so wird die Schere zwischen zukunfts- und wettbewerbsfähigen Immobilien(-portfolios) und solchen mit hohen Stranding- oder Abwertungsrisiken aktuell immer größer.

Die Digitalisierungsstudie "Transform to Succeed" von Drees&Sommer und der TH Aschaffenburg haben kürzlich Fach- und Führungskräfte nach den wichtigsten Transformationshürden gefragt. Die meistgenannten Antworten: Mentalitäts- und Kulturfragen sowie Widerstände zur Veränderung. Auf den hinteren Plätzen folgen technische, finanzielle, prozessuale und Ressourcen-Themen.

5 Vorschläge für eine Haltung in Richtung Zukunftssicherung

Wie lässt sich eine transformationsfreundliche, zukunftsgerichtete Haltung einnehmen? Ein paar Vorschläge:

Die Ziele der Transformation sollten auf Vorstandsebene verankert werden. So erhalten die strategischen Themen Effizienz, Digitalisierung und Dekarbonisierung das Gewicht, das sie brauchen, um konsequent umgesetzt zu werden.

Ziele von Fonds, Portfolios und Beständen definieren: Wo soll welches Produkt wann wie positioniert sein? Wie können diese Ziele effizient erreicht werden? Dabei können zwei Workstreams betrachtet werden: Der individuelle, objektspezifische sowie der über das komplette Portfolio. Je nach Lösung und Transformationsmethode können hier große Skalierungseffizienzen erreicht werden.

Verantwortlichkeiten festlegen: Transformation braucht klare Zuständigkeiten und Entscheidungswege. Wer hat die Kompetenz, Budgets freizugeben und Maßnahmen zu priorisieren? Ohne eindeutige Rollen entstehen Reibungsverluste und Verzögerungen – mit klarer Verantwortung dagegen Tempo und Verbindlichkeit.

Budgets planen und bereitstellen. Dabei müssen auch Capex-Ausgaben und ggf. kurzfristig geringere Renditen akzeptiert werden – langfristig werden die Investitionen mit besseren Bewertungen, höheren Mieteinnahmen und besseren Finanzierungskonditionen belohnt.

Mit den richtigen Partnern mit Fachexpertise und Umsetzungskompetenz zusammenarbeiten. Sie unterstützen bei der Schaffung von Transparenz, Senkung von Energieverbrauch und Emissionen und der Einhaltung regulatorischer Vorgaben.

Fazit

Transformation entscheidet heute über Wert, Finanzierbarkeit und Zukunftsfähigkeit von Immobilien. Studien zeigen: Nicht fehlende Technik oder Budgets bremsen am stärksten, sondern Mentalität und Kultur. Genau deshalb ist Haltung der zentrale Hebel – sie trennt die Gewinner von den Verlierern im Wettbewerb.

Wer die Transformation mit Klarheit, Verbindlichkeit und Umsetzungswillen angeht, sichert sich bessere Bewertungen, stabile Finanzierungen und Vorteile am Vermietermarkt. Wer zögert, riskiert Abwertung und Stranding. Transformation ist damit kein Nice to have, sondern strategische Pflicht. Und sie beginnt nicht mit Technologie, sondern mit Haltung.

Über den Autor:

Carsten Kreutze ist seit 2014 CEO von Recogizer. Mit seiner langjährigen Erfahrung in Konzernen und Start-ups gründete er das GreenTech-Unternehmen, um den Energieverbrauch von Immobilien signifikant zu reduzieren und bei deren Werterhalt zu unterstützen. Er ist überzeugt, dass intelligente Datentechnologien unverzichtbar sind, um die Klimaziele im Immobiliensektor zu erreichen.

Carsten Kreutze | Geschäftsführer

Recogizer – Ansprechpartner Carsten Kreutze

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