Reinste Energieverschwendung: Im Frühling heizen und kühlen Gebäude viel zu viel


26.05.2025 von Markus Nürenberg, COO

Mit den großen Temperaturunterschieden und Wetterwechseln im Frühling und Herbst sind herkömmlich geregelte Anlagen überfordert. Das Ergebnis: Tausende Euro werden unnötig verheizt.

Altbaugebäude im Frühling
© iStock: Symeonidis Dimitri

Kalte Nächte, warme Tage, plötzlich Sonne nach trüben Stunden – der Frühling ist voller Wetterkapriolen. Diese Schwankungen sind Gift für klassische Gebäudetechnik. In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst kommt es daher zu hoher Energieverschwendung. Anders gesagt: Es wird unnötig geheizt, gekühlt und belüftet.

Wie groß das Potenzial ungenutzter Einsparungen ist, zeigt unsere Langzeitanalyse der letzten fünf Jahre: In den von uns betreuten Gebäuden* liegen die Einsparungen in den Übergangsmonaten März bis Mai und September bis November konstant über dem Jahresdurchschnitt – im Mittel bei über 30 Prozent.

Umgekehrt heißt das: Wenn solch hohe Einsparungen in den Übergangsjahreszeiten möglich sind, dann wird diese Energie vorher unnötig verschwendet. Dabei gibt es längst Lösungen, die die Energieverschwendung beenden – und das bei gleichem oder sogar verbessertem Raumklima.

Warum ist der Energieverbrauch im Frühling und Herbst so hoch?

Das Phänomen der hohen Energieverschwendung in den Übergangsjahreszeiten überrascht nicht: Während es nachts oft noch einstellig kühl ist, steigen die Temperaturen tagsüber – je nach Wetterlage – auf über 20 Grad. Anders als im Sommer oder Winter, wo das Temperaturniveau relativ konstant ist, wechseln sich im Frühling und Herbst sehr unterschiedliche Bedingungen oft innerhalb weniger Stunden ab.

Mit dieser Dynamik sind klassische Regelsysteme, die auf einfachen Wenn-Dann-Logiken oder starren Zeitplänen beruhen, überfordert. Das Problem: Solche Systeme reagieren nur und verfolgen keinen vorausschauenden Ansatz. Sie sind oft statisch eingestellt und vergangenheitsorientiert. Sie heizen oder kühlen, weil es bereits zu kalt oder zu warm geworden ist. Die Folgen sind unter anderem: Räume werden zwangläufig überheizt und müssen dann wieder gekühlt werden, Lüftungsanlagen laufen auf Volllast – und das alles auf Kosten von Energie, Geld und CO₂.

Um das mit einem Vergleich verdeutlichen: Wer im Auto 100 km/h schnell fährt und nach dem 50er-Schild anfängt, die Geschwindigkeit zu reduzieren, muss reagieren und voll auf die Bremse treten – Bewegungsenergie geht in Form von Wärme verloren. Beim vorausschauenden Fahren wird die Geschwindigkeit vorher reduziert, es wird proaktiv agiert. Im besten Fall muss der Fahrer so gar nicht bremsen, und keine Energie geht verloren.

Die Stärken einer digitalen, autonomen Lösung

Hier zeigt sich die Stärke eines leistungsfähigen, prädiktiven und autonomen Systems besonders, das Heizen, Lüften und Klimatisieren als Einheit versteht und jeweils umfassend regeln kann. Es verbindet aktuelle Gebäudedaten mit Wetterprognosen, Sonnenverläufen und Nutzungsprofilen – und erkennt dadurch schon früh, wann welche Maßnahmen sinnvoll sind.

Wenn es etwa um 8 Uhr morgens noch kalt ist, aber für 10 Uhr starker Sonnenschein und steigende Außentemperaturen vorhergesagt sind, dann reduziert das System die Heizleistung gezielt – und zwar rechtzeitig. Das spart Energie, ohne dass der Raum auskühlt. Gleichzeitig verhindert es ein Überhitzen zur Mittagszeit und damit unnötige Kühlung.

Je volatiler das Wetter und die Außentemperaturen sind, desto dynamischer muss die Regelung reagieren. Auch das ist ein Grund, warum wir unser System so konfiguriert haben, dass es hochfrequent, also alle 15 Minuten, ein neues Set an Regelparametern für jeweils Heizen, Lüften und Klimatisieren in die Anlagen schickt – das gleichzeitig aber auf längerfristigen Prognosen basiert, zum Beispiel zu Außentemperatur und Sonnenstunden über 24 Stunden.

Das Ergebnis: HLK-Anlagen arbeiten im optimalen Teillastbereich ohne Komforteinbußen.

Manuell wäre eine solche kontinuierliche, optimale Regelung übrigens unmöglich. Bei so viele verschiedene Input-Daten (bis zu mehreren tausend) und so vielen Regelparameter (Output) lässt sich eine optimale Regelstrategie manuell nicht aufstellen. Selbst für erfahrene Gebäudetechniker und FM-Mitarbeitende wäre dies eine unlösbare Aufgabe.

In jedem Gebäude sollte eine smarte Regelung im Einsatz sein

Die zentrale Erkenntnis: Gerade in Zeiten hoher Volatilität braucht es Systeme, die diese Komplexität aktiv nutzen. Die Jahreszeiten Frühling und Herbst sind besonders gute Beispiele dafür, die belegen, warum jedes Gebäude über eine autonome, prädiktive und intelligente Anlagenregelung verfügen sollte. Um die hohe und unnötige Energieverschwendung zu verhindern. 

Eine gute, smarte und digitale Lösung hebt Einsparpotenziale, die immer da waren, die ohne den Einsatz einer prädiktiven Regelung aber niemals gehoben werden könnten. Im Sommer und Winter funktioniert das sehr gut. Und im Frühling und Herbst noch besser.

* > 4,5 Mio qm: Büro- und Handelsgebäude, Shopping Center, Hotels, Industrie. Einsparungen beziehen sich auf die verbrauchten Kilowattstunden für Heizen, Lüften und Kühlen, bereitgestellt durch verschiedene Energieträger wie Strom, Gas, Fernwärme und weitere.



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